Nun ja, ich kenne die Eigenschaften einer Butterblume nicht, halte mich aber für durchaus in der Lage, da etwas zu "improvisieren". Kein Mensch braucht im Larp tatsächlich das Wissen, dass Kamille durchaus antiseptisch wirken kann. Es spielt einfach keine entscheidende Rolle. Klischee: ja. Anerkannte "Fakten" sind aber meines Erachtens nach absolut kein Muss. Warum? Beispiel: Ich finde einen Löwenzahn am Wegesrand und spiele jetzt den dummen Knecht aus Aventurien, der davon keine Ahnung hat. Ich gehe damit zum nächsten Alchimisten, der in Wirklichkeit - was weiß ich - Informatiker ist. Der schaut sich das Ding an und meint dann: "Ja, das kenne ich. Wo ich herkomme, nenne wir das Goldblatt und es hilft gegen Kopfschmerzen. Man kann daraus einen guten Tee kochen, hier ich gebe dir XY und behalte das Ding." Knecht zufrieden. Knecht kann natürlich auch den Löwenzahn mitnehmen und selbst den Tee machen - wenn er denn will. Nur müssen wir hier differenzieren: Natürlich (!) weiß der Bürokaufmann, der diesen Knecht spielt, auch, dass das ein Löwenzahn ist. (das dürften nun wirklich wenige Leute nicht wissen). Und ich glaube nicht, dass er sich einfach so hinsetzt und einen Tee daraus macht oder gar glaubt, dass das Zeug gegen Kopfschmerzen hilft. Für dieses kleine, süße Beispiel ist es völlig egal, dass Löwenzahn tatsächlich gegen Blähungen helfen soll und wohl die Harntätigkeit anregt. "Du kannst was du darstellen kannst" heißt m.E. gerade nicht, dass man auch nur das tatsächlich wissen kann, was man im RL weiß. Es geht um das Darstellen und ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass man Dinge darstellen kann, von denen man in Wirklichkeit keine oder kaum Ahnung hat. Ich verlange auch von keinem, der einen Barden spielt, dass er mir mittelalterliche Texte rezipieren kann. Und zwar alle 19.000 Strophen. (natürlich erwarte ich, dass er ein Instrument spielen oder singen kann, aber das ist ein etwas anders gelagerter Fall, da es hier tatsächlich um die Fähigkeit geht, etwas zu können und nicht um die Vorgabe von Wissen) Keiner würde von einem Anführer im Larp erwarten, dass er sämtliche Kriegstaktiken durchschaut und keiner würde von einem Diplomaten erwarten, dass er Kenntnisse auf politischem Gebiet hat.
Wenn DU weißt, wie Küchenkräuter in Wirklichkeit wirken, kannst du damit doch prima arbeiten, das spricht dir keiner ab. Du kannst sogar hingehen und andere Alchimisten darüber aufklären. Von vornherein da aber irgendein gesichertes Wissen zu erwarten, ist meines Erachtens nicht gerade dem Spiel förderlich sondern kann eher ein bisschen - wie soll ich das sagen - oberlehrerhaft wirken.
_________________ Durch IHRE schwarze Hand jeder Tote erwacht. Kalma von Kuolema, Proclamatorin Silent Hill
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