Allgemeine Aussagen darüber, wie "das früher gemacht wurde" sind schwierig, weil sich die Rüst- und Waffentechnik natürlich stark verändert hat und deswegen mal das eine und mal das andere gegolten hat.
Da ich auch selber nur Hobbyist und kein Fachmann für mittelalterliche Schutzwaffen bin, fasse ich meine Auffassung zu dem Thema mal grob so zusammen:
-Die Aussage, dass unter einem Kettenhemd (oder sogar unter einer Plattenrüstung) immer ein Gambeson zu tragen sei, ist so nicht haltbar. Für viele historische Epochen sind Kettenhemden durchaus belegt, wattierte Stoff-Unterkleidung hingegen nicht oder nur sehr spärlich. Textilrüstung an sich ist recht häufig, nur halt nicht unbedingt in Verbindung mit Kettenhemden.
-Am ehesten passt wattiertes Unterzeug verrmutlich zu hochmittelalterlichen Rüstungen, also vollen Kettenpanzern, obwohl auch da Dicke und Füllmaterial nicht unumstritten sind.
-Die Kombination von Textilrüstung über Kettenhemden ist recht gut belegt, ein prominentes Beispiel ist z.B. dieses Bild hier:
http://www.wga.hu/art/m/memling/4ursula/36ursu06.jpgHierbei handelt es sich aber vermutlich um ein Steppwams, also dicht gepackte Stofflagen.
-Der typische Larp-Gambeson mit mitteldicker, fluffiger Füllung entspricht häufig keinem historischen Typ so richtig: Unterkleidung für Rüstung war häufig eher dünn, körpernah und nicht auf Polsterwirkung ausgelegt, Textilrüstung hingegen steif und dicht gepackt, um auch alleine getragen bestmöglichen Schutz zu bieten.
Ich persönlich finde fürs Larp trotzdem einen ordentlichen Gambeson als recht praktisches Rüstungsteil, alleine oder in Verbindung mit Kettenrüstung: So ein Teil sieht bodenständig-militärisch aus, lässt sich auch gut mal alleine tragen, ist recht günstig in der Anschaffung, bietet verschiedene Stilmöglichkeiten, und liefert soliden OT-Schutz vor blauen Flecken durch Polsterwaffen. Man sollte nur wissen, für was man ihn bracht und was man darstellerisch damit aussagen möchte, um die richtige Version oder Alternative zu finden.