Moin zusammen
Ich habe mir überlegt, ob ich mir bis zum nächsten Jahr nicht einen neuen Mantel machen möchte. Da ich allerdings nur per Hand nähen kann, müsste ich wohl bald mal anfangen... ^^
Meine Frage bezieht sich auf die Materialien. Bisher habe ich einen Baumwoll/Leinen/Bisschen-Elasthan-Gemisch Mantel ohne Fütterung. Ich würde nun gerne zu einer anderen Stoffart wechseln - Loden kommt mir in den Sinn, da ich hörte, dass er auch wasserabweisend ist und gute Wärmeigenschaften hat. Naja, das hörte ich zumindest, ich hoffe, das stimmt?
Nun bin ich mir allerdings nicht sicher, was das Füttern angeht. Gegeben dem Fall dass ich zwei Stoffe aneinandernähe und auch noch mal waschen können möchte, sollten sie sich ja einigermaßen vertragen. Hat jemand Erfahrungen mit Baumwolle oder Leinen als Futterstoff gemacht? Oder weiß jemand noch von einem anderen passenden Stoff?
Würde mich sehr über Antworten freuen

Ein bisschen kommt es natürlich darauf an, wie das ganze am Ende ausschauen soll, ob edel oder nicht, und ob du mit "Mantel" eher eine moderne Mantelform mit Ärmeln meinst oder einen Umhang.

Grundsätzlich ist Wollstoff meiner Meinung nach das sinnvollste Material für solche Kleidungsstücke, denn der ist warm (aber kein portables Schwitzzelt), unempfindlich gegen Schmutz und Feuer, fällt schön, und ist wasserabweisend. Loden ist als besonders dicker, verfilzter Wollstoff besonders wetterfest, aber auch (in guter Qualität) teuer und recht derb, für normale Zwecke tun es da auch ganz normale dickere Wolltuche, wie man sie im Handel z.B. als "Mantelstoff" oder "Mantelvelour" bekommt. Vorsicht bei dem, was heutzutage häufiger unter Begriffen wie "Walkloden" oder "gekochte Wolle" angeboten wird, das ist häufig Wirkloden, also quasi Strickstoff, und damit nicht so haltbar und ausleieranfälliger als gewebter Wollstoff. Testen kann man das an der Dehnbarkeit, ist er elastischer als normale dicke Stoffe ist es vermutlich gewirkt und nicht gewebt.

Was das Füttern angeht, so ist die historisch gängigste Kombination Woll-Oberstoff mit Leinenfutter, und die bewährt sich auch meiner Meinung nach vom Tragekomfort her sehr gut: Leinen bleibt trockener und luftiger als Baumwolle weil es Feuchtigkeit wegleitet, ist weich und angenehm auf der Haut, und neigt nicht so zum Müffeln.
Hier sind allerdings Umhänge und Mäntel, also Kleidungsstücke, die von den Kanten her Regen ausgesetzt sind und nicht direkt auf der Haut getragen werden, ein bisschen die Ausnahme: Hier ist Leinen als Futter nicht ganz so optimal, weil Leinen stärker Feuchtigkeit zieht als Wolle, was bei diesen Kleidungsstücken eher unerwünscht ist. Deswegen würde ich diese Kleidungsstücke eher ungefüttert lassen, mit Wollstoff füttern (ein Futter aus feinem Wollstoff ist eine schicke Sache, für ganz edle Teile geht auch Seide), oder das Futter vornehmlich auf hautnahe Teile wie den Kragen beschränken.
Für Baumwolle gilt alks Futterstoff im großen und ganzen das gleiche wie für Leinen, allerdings ist Baumwolle noch feuchtigkeitsempfindlicher als Leinen (deswegen ist Baumwollkleidung auch als Wetterschutz ungeeignet, und dafür macht man flauschige Duschhandtücher, die schnell viel Wasser aufsaugen sollen, aus Baumwolle), hat aber den Vorteil, günstiger und nicht so knitteranfällig zu sein.

Oh, vielen lieben Dank für diese ausführliche Antwort! Deine Warnungen und Hinweise werde ich mir merken.

Mit Mantel meinte ich tatsächlich eher einen halbrunden Umhang. Die Fütterung ist mir sehr wichtig, da ich vorhabe, ihn großflächig zu besticken - und die Rückseite des Stoffes sieht dann jedes Mal fürchterlich aus... Da wäre ein guter, dichter Innenstoff eine feine Sache ^^ Allerdings werde ich dann wohl wirklich zu einem Leinenstoff greifen. Nur muss ich mir dann wohl doch noch ausdenken, wie ich ihn so in den Mantelstoff einsetze, dass er nicht durch die Kanten Feuchtigkeit zieht o.O
Seide fällt schlichtweg raus - mein Charakter ist nicht besonders reich und eher praktisch orientiert ^^°

Dann würde ich tatsächlich dünne Wolle als Futterstoff empfehlen, bei einem edlen, bestickten Mantel hat die auch den Vorteil, nicht knittrig auszusehen.

Wasch den Stoff auf jeden Fall vor dem Nähen!
Wenn du dich traust, am besten auch eine Nummer heißer als du es später vor hast. So verzieht sich nichts, falls sie unterschiedlich stark einlaufen.

Rio, bei Wolle würd ich aufpassen mit waschen. gerade echter Walkloden ist da sehr empfindlich. sprich bei Wollstoff vorher unbedingt deinen Stoffhändler fragen wie du den waschen kannst oder ob überhaupt.

Ja, dass speziell Loden da sehr empfindlich ist, habe ich mir inzwischen auch angelesen.
Bei dem Innenfutter aber sicherlich trotzdem eine gute Idee =) Dann dürfte sich ja auch alle "überschüssige" Farbe aus dem Stoff verabschieden. Ich bin bei bunten Stoffen paranoid genug zu denken, dass die bei ordentlich Hitze oder etwas Feuchte ihre Farbe abgeben würden...

Wolle kalt waschen im Wollwaschprogramm mit Wollwaschmittel und wenig Umdrehungen beim Schleudern.

Kommt jetzt sicher auch zu einem Teil auf die Rolle an, aber ich würd mir zum larpen auf jeden Fall was (mindestens hand-)waschbares holen um bedenkenlos in den Schlamm stürzen zu können. Dieses Jahr wurden wir tatsächlich auf der asphaltierten Straße von einer Faust umgehauen und es war dreckiger als auf den Wiesen.

Wenn's teures Material ist, sollte man natürlich auf den Waschzettel gucken/den Händler hören, wenn einem am ursprünglichen Look gelegen ist.^^

Abfärben ist ein umso stärkeres Problem, je billiger die Stoffe sind. Wenn ich meinen Mytholonrock wasche, ist der gesamte Bomull aus der Maschinenladung hinterher noch immer dunkelgrau...
Genau wie meine Beine und Klamotten in direktem Kontakt nach dem Tragen. Aber das war bisher zum Glück eine Ausnahme, das meiste färbt wenn dann beim Waschen ab.

Meine Erfahrung mit Wollstoffen ist allerdings, dass sie zwar was die Waschbarkeit angeht manchmal ein bisschen pingelig sind (Vorwaschen hilft da aber), auf der anderen Seite aber auch als sehr schmutzunempfindlich erweisen: Die meisten gängigen Sachen wie Dreck oder Schlamm kann man einfach ausbürsten, weil es viel weniger ins Gewebe eindringt als bei anderen Sachen, und beim Verranzen meiner UF-Klamotte hatte ich so meine liebe Not, meiner Wollgugel sichtbare und dauerhafte Flecken zuzufügen. Gerade bei einem Kleidungsstück wie einem Umhang, den man nicht unbedingt durchschitzt, ist da häufiges Waschen oft gar nicht nötig.