Vom kenderschen Umgang mit Krieg und Verlust
Onkel Danilo Twill hatte hundert Beutel voll Gold
Und noch mehr Silber, denn das Glück war ihm hold,
Er hat alles verspielt, seine Taschen warn leer,
Doch wo das herkam da gibt´s auch noch mehr.
Und wo das her kam da gibt´s auch noch mehr,
Den Dudelsack und die Pauke schlag,
Denn heute, mein Freund, ist kein Trauertag-
Ja, wo das herkam, da gibt´s auch noch mehr.
Kein Jahr war um, der alte Dan wieder reich,
Verschiffte den Met, Wein und Grog sogleich,
Da versank seine Flotte mit Rum im Meer,
Doch wo das herkam, da gibt´s auch noch mehr.
Er baute ein Haus zum sich drin Verirren,
Mit sechzig Fenstern und doppelt so vielen Türen.
Das Haus brannte ab, in der Gosse stand er,
Doch wo das herkam, da gibt´s auch noch mehr.
Auch wenn manch einer sagt, Onkel Dan hätt kein Glück
Gleich, was er verliert er bekommt es zurück,
Einen Hupak, ein Lied, und nimm´s nicht so schwer,
Denn wo das herkam, da gibt´s auch noch mehr.
Aus: Chris Pierson, "Die Nacht der Drachenlanze 2, - Auf Roten Schwingen" S.325f
Dieses Lied wird von den Bewohnern Kenderheims angestimmt, während sie vor vorrückenden Armeen von Ogern, die ihre Hauptstadt überrennen, durch geheime Tunnel fliehen. Zuvor haben sie ihre gesamte Stadt mit architektonischen Veränderungen und verschiedenen Fallen so präpariert, dass sie zum Grab für die Ogerarmee wird.
An dieser im Buch beschriebenen Szene lässt sich meiner Meinung nach sehr gut ablesen wie Kender, -sofern sie denn nach Drachenlanze gespielt werden- platt formuliert "Krieg und Feierlichkeiten" sehr wohl unter einen Hut bekommen können ohne, dass es übermäßig inkongruent zum Setting wirkt.
Ich persönlich bin dem vorherrschendem, stereotypen Bild eines Kenders mit nerviger Stimme, Glöckchen und Distanzstörung bis jetzt noch nicht begegnet, geschweige denn, dass ich meinen Charakter so darstellen würde.
Vielmehr ist es so, dass ich immer häufiger tollen Leuten begegne, die Lust haben sich mit den Romanvorlagen auseinader zu setzen und dadurch gute Kenderdarstellungen in einem Bedrohungsszenario erschaffen können. Das heisst nicht, dass der Kender seine Identität oder seine Wurzeln verliert, er bleibt, neugierig, fröhlich und furchtlos, frech und verschlagen.
Meiner Erfahrung nach ist es sogar so, dass gerade der (schwarze) Humor der aus der natürlichen Fröhlichkeit eines Kenders erwächst es ist, der den Charakter gegenüber kurz auflachen lässt und ihn dann noch ein Stückchen tiefer in das düstere Szenario versinken lässt.
So long, meine 5 cent dazu!
Viele liebe Grüße
Jenny aka Caramell Frohfuss
Südliches Siegel, Banner der Eisernen