Hobbit oder Waldläufer/Abenteurer ist eigentlich keine Alternative, Hobbit ist schließlich eine Rasse, Waldläufer oder Abenteurer eher ein Beruf... Die Hobbits, die ich bisher im Larp gesehen habe, gingen übrigens nicht barfuß sondern hatten fußähnliche Schuhe (wohl selbstgebastelt) an. Sah meist sehr genial aus!
Abenteurer, Söldner, Waldläufer, Seemann oder Glücksritter sind natürlich die klassischen "Einsteigerrollen", sind (wenn man einen Menschen spielt) schon mit geringem Aufwand darzustellen und auch sehr wandlungsfähig. Wer weiß denn,ob aus dem Glücksritter nicht irgendwann ein berühmter Barde wird, der Waldläufer nach haarsträubenden Abenteuern den Ritterschlag erhält (für die Rettung des Drachenjungen vor der bösen Prinzessin) und der Söldnerrekrut ein in vielen Landen besungener und gefürchteter Commandantore wird! Nichtmenschliche Rassen erfordern immer ziemlichen Aufwand um überzeugend zu wirken, und auch die schauspielerische Darstellung muß stimmen. Der Ork stampft einher, wackelt etwas mit dem Oberkörper, und wenn er am Händlerstand etwas unbekanntes sieht, schnuppert er daran und beißt rein. Der Elf bewegt sich elegant, fast tänzelnd, (setzt die Füße hintereinander, der Ork schulterbreit auseinander, mal ausprobieren!) und streicht mit geschlossenen Augen sanft über die Händlerware, um ihre arkane Struktur zu ergründen. Was ein Anfänger durchaus auch hinbekommt, nur muß man sich vorher über seine Rolle Gedanken machen. Kann ich es? Wie wirke ich auf andere? Wir wollten dazu schon mal Filmchen drehen, um sich mal von außen zu betrachten, so wie andere die Figur sehen.
Was das Thema Namen angeht, die Idee mit den fränkischen/gotischen Namen ist ja super! Wenn der Hintergrund paßt, sind auch regionale Besonderheiten gut, Knorre Boldarssohn, Ludowig Schenkelklopfer, Bornjew Drubatschenski oder so. Bei langen oder komplizierten Namen einfach gleich den Spitznamen dazusagen. "Ich heiße Glenthorion ya Ellaphraine, sagt Glen, wie alle Rundohren!" Das Schlimmste ist, sich bekannte Namen auszusuchen, oder ähnlich klingende (die Amazone Xenia und Conar der Barbar...).
Ähnlich ist es mit einer Hintergrundgeschichte, dem Lebenslauf der Figur. Ich möchte wetten, daß viele "Helden" nicht einmal die Namen ihrer Eltern kennen! Ein nicht zu kompliziertes wo komme ich her - wer bin ich - was will ich hier. Wenn ich von zu Hause abgehauen bin, weil meine Angebetete doch den Sohn des Gutsherren geheiratet hat, sollte ich auch beide mit Namen kennen und kann in der Taverne sentimental "Oh Tamira, ich werde dich ewig lieben!" rufen. Hauptsache, man denkt sich etwas orginelleres aus als die von Orks erschlagenen Eltern... Auch das Alter muß zu Figur passen. Wen ich sechzehn Lenze zähle, glaubt mir niemand den abgebrühten Veteranen oder erfahrenen Inquisitor. Ätsch, ich bin 43, mir glaubt man's! Spielt man dagegen den Handwerksburschen auf der Walz oder den Nordmann auf der ersten Fahrt, der bei einem Sturm über Bord gerissen wurde und nun nach seinen Leuten sucht, DAS glaubt man auch dem Burschen oder der Maid.
Noch etwas: übel ist Mittelaltersprech! Man redet, wie einem der Schnabel gewachsen ist (es sei denn, man spielt tatsächlich einen geistlichen oder weltlichen Würdenträger). Ein Graf redet natürlich anders als ein einfacher Junker, ein Hohepriester anders als der Novize. Und wenn ein umherstromernder Glücksritter unsicher ist, wie er mit seiner Oberheiligen Durchlauchtigkeit zu reden hat, ist das nur normal. Meistens sagt mal halt "Du" (Reisegefährten, Handwerker, Söldner, Barbaren, Orks, der Trunkenbold gegenüber), wenn es vornehmer klingen soll, redet man die Person halt mit "Ihr" an. (Wenn jemand z.B. vornehm gekleidet aussieht, oder man einfach etwas höflicher sein möchte).
_________________ Fünfzehn Meter maß der Abdruck von der Ferse bis zum Zeh, an dies Untier glaub ich erst, wenn ich's mit eignen Augen seh!
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