Auch uns hat die imposante Spielkulisse von Mythodea wieder schnell vereinnahmt. Wir freuten uns, bekannte Charaktere wieder zu sehen und schmiedeten Pläne für das Spiel.

Diese Spielfreude wurde aber dann sehr schnell getrübt, als am ersten Spielabend unser 12-jähriger Sohn mit seinem Freund (ebenfalls unter unserer Aufsicht) nach Anbruch der Dämmerung zu unserem Lagerplatz gebracht wurde. Beide waren ohne Begleitung einer Aufsichtperson in der Stadt aufgegriffen worden. Zeitgleich wurde mir verkündet, dass der Veranstalter Philipp Heidtkamp zu einem Gespräch zu uns unterwegs sei.

Philipp kam dann auch nach kurzer Zeit und eröffnete uns, dass wir uns zur Wahrnehmung der Aufsichtspflicht in der Stadt mindestens in einem Umkreis von 50 Metern von den Kindern befinden müssen. Es reicht nicht, im Lager erreichbar zu sein. Meinen Einwand, dass dies in den vergangenen Jahren wesentlich anders gehandhabt wurde, ließ er nicht gelten, denn schließlich hätte ich die AGBs unterschrieben und er könnte diese Dinge eben so festsetzen. Dass die Stadt ein wesentlicher Spielort auch für die Kinder ist, war ebenfalls kein Argument mehr. Wir wurden auch gleich darüber informiert, dass „eigentlich“ diese Auslegung der Aufsichtspflicht ab der Dämmerung auf dem gesamten Gelände gilt. Das Ganze geschieht zum Schutz der Jugendlichen vor Alkohol und Betrunkenen. Ich wollte jetzt genau wissen, was es mit dem „eigentlich“ auf sich hat. Die Erklärung war dann, dass diese Regel gilt, dass aber die Kontrollen sich zurzeit auf die Stadt nach der Dämmerung beschränken.
Auf meine Anmerkung, dass ich ab dem Einbruch der Dunkelheit die Jugendlichen dann auch zum abendlichen Zähneputzen oder auf die Toilette begleiten muss nahm ich ein stummes Nicken zur Kenntnis.
In der Folge war das Spiel am Tag darauf mit Einbruch der Dämmerung für uns und für die Jungendlichen zu Ende. Die Stadt, Lieblingsspielort der Jugendlichen, war ebenfalls ausgefallen. Den Abend haben wir dann am Lagerfeuer verbracht mit dem Gesprächsthema, was man darf und was man nicht darf und sind schließlich zum Zähneputzen zu der Waschanlage neben dem Supermarkt gegangen. Auf Wunsch bin ich dann mit meinem Sohn, (der zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich eingeschüchtert war) noch einmal durch die Stadt gegangen, diesmal aber unter direkter Aufsicht, Seite an Seite. Ca. 50 Meter vor der Black Perl wurde ich dann von einem Ordner und einer Ordnerin angesprochen und gefragt, wie alt mein Sohn ist. Wahrheitsgemäß nannte ich das Alter: „12 Jahre“. Ich wurde daraufhin aufgefordert, umgehend das Stadtgebiet zu verlassen, da sich hier 12-Jährige auch in Begleitung eines Erziehungsberechtigten nach 22 Uhr in Übereinstimmung mit den Gesetzen des Jugendschutzes nicht aufhalten dürfen. Da vorne wäre eine Abbiegung nach draußen, Sie würden sich jetzt umdrehen, und dann wäre die Sache erledigt. Als ich erneut protestierte, machten die Ordner darauf aufmerksam, dass Sie vom Hausrecht gebrauch machen können.
Meinen Sohn habe ich daraufhin erst einmal ins Lager zurück gebracht, um unmittelbar danach die Lager-SL aufzusuchen. Die Lager-SL konnte zunächst diesen Stadtverweis nicht nachvollziehen, war der 12-Jährige doch in direkter Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Diesmal kam Philipp auf meinen Wunsch und eröffnete mir, dass die gesamte Stadt ein Gastronomiebereich sei, und dass deshalb der Aufenthalt für Jugendliche in der Stadt nach 22 Uhr gesetzlich nicht erlaubt sei. Die Lager-SL schien mir von dieser Information genauso überrascht, wie ich es war. Ich hatte auch keinerlei Hinweise wahrgenommen, welche die Stadt als flächendeckenden Gastronomiebereicht auusweisen würde. Die Aushänge zum Jugendschutz, wie diese in Gaststätten aufgehängt werden müssen, würden hier nicht benötigt, da es sich um eine geschlossene Veranstaltung handelt, erklärte mir Philipp. Und es folgte nach Managermanier auch eine eindeutige Ich-Botschaft:“ Ich möchte, dass nach 22:00 Uhr keine Jugendlichen mehr in der Stadt sind.“ Auf meinen Einwand, dass ich diese Veranstaltung so nicht gebucht hätte, erhielt ich dann das Angebot, abreisen zu dürfen und anteilig den Eintrittspreis zurückzuerhalten.
Wir sind geblieben, da eine Abreise zu diesem Zeitpunkt noch mehr Stress bedeutet hätte und haben uns aufs Lagerleben beschränkt.
Resümee: Seit den sieben Jahren, die wir begeistert larpen, fahren wir zum ersten Mal mit dem Gefühl nach Hause: „Das hätten wir uns sparen können, ausgerechnet nach Mythodea!“ Aber die Folgen sind viel weitreichender.
Nach meinen Gesprächen mit Philipp hatte ich nicht den Eindruck, einen geldgierigen Organisator vor mir zu haben. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass im Rahmen des Qualitätsmanagements Maßnahmen zur Risikominimierung eingeleitet wurden, bei denen eben die Zielgruppe Familien mit Jugendlichen Pech gehabt hat. Die Art und Weise, wie das passiert ist, kritisiere ich aber.
Zunächst einmal wurde ausschließlich das Argumente „Besoffene sind eine Gefahr für Jugendliche“ genannt. Deshalb wurde die ganze Stadt als Gastronomiebereich deklariert, ohne dass diese Änderung nach außen kommuniziert wurde. Für Frühbucher, wie wir es sind, war diese Änderung zum Zeitpunkt der Buchung erst recht nicht ersichtlich. Auch in der Vereinbarung zur Übertragung der Wahrnehmung der Aufsichtspflicht, welche zum Buchungszeitpunkt nicht vorlag, steht: „Die Eltern oder Aufsichtspersonen minderjähriger Teilnehmer müssen sowohl in Schlachten oder Kampfsituationen, als auch in Stadt- und Gastronomiebereich immer greifbar sein…“ Hieraus entnehme ich, dass zwischen Stadt und Gastronomiebereich differenziert wird! Insofern handelte es sich sozusagen um die Änderung des Leistungsumfangs nach Vertragsabschluß. Diese Änderung hinsichtlich der Aufsichtspflicht gegenüber den Vorjahren ist wesentlich und mit dem Angebot einer anteiligen Eintrittserstattung lächerlich abgetan. Alleine der Aufwand der Vorbereitung und der Anreise, sowie die Vergeudung der Urlaubstage übertreffen den Wert des Ticketpreises erheblich.
Sogar den Händlern, mit denen ich darüber gesprochen habe, war während der CON nicht bewusst, dass Sie Ihre Waren innerhalb eines Gastronomiebereichs veräußern.
Ich glaube nicht, dass man mit den Ständen auf Mythodea viel Geld verdienen kann, habe aber beobachtet, dass die Händler mit viel Freude am Spiel teilnehmen und auch teilweise mit Jugendlichen angereist sind. Der Spaß am Spiel ergänzt hier offenbar die Verdienstmöglichkeiten derart, dass ein Verkaufsstand ein lohnendes Ereignis für die Betroffenen ist. Hier sind aber zukünftig für Händler mit Kindern Geschäft, Spielspass und Aufsicht (!!!) unter einen Hut zu bringen.
Jugendliche mal eben in die Stadt gehen lassen, um einen Barbarenspieß zu essen?… Nur noch mit Aufsicht! Jugendliche verschiedener Lager streifen in der Dämmerung über die Felder oder besuchen sich gegenseitig in den verschiedenen Lagern?… Nur noch mit Aufsicht! Jugendliche müssen nachts mal aufs Klo?...
Warum ist ein Gastronomiebereich (eben die Stadt) Spielbereich, in dem nach Ansicht des Veranstalters immerhin so viele Betrunkene herumlaufen, dass Kinder hier nicht sein sollten? Ist das nicht fahrlässig? Wenn der Veranstalter wirklich auf die 50-Meter Aufsichtsgrenze besteht, sollten dann nicht in jedem Lager Toilettenanlagen erreichbar sein, damit Jugendliche selbstständig zur Toilette gehen können?

Im Gesetz wird zwischen der Aufsicht über einen 6-Jährigen gegenüber der Aufsicht über einen 17-Jährigen differenziert. Die erforderliche Aufsicht hängt von der Zuverlässigkeit und dem Entwicklungsstand des Jugendlichen oder Kindes ab und diese Bewertung liegt in der Regel zunächst im Ermessen der Aufsichtsperson. Inwiefern ein Veranstalter tatsächlich nach Gutdünken derartige Interpretationen umsetzen darf, habe ich nicht geprüft. Dies ist für uns aber auch unerheblich, da wir im Umfeld des Rollenspiels keine rechtlichen Aspekte diskutieren möchten. Wir versuchen alle Voraussetzungen zu schaffen, um ein stressfreies Zusammensein zu gewährleisten. Wir nehmen sehr wohl unsere Aufsicht war, indem wir mit unseren Söhnen Verhaltensweisen im Spiel reflektieren, Anlaufpunkte in verschiedenen Lagern schaffen, indem wir vor Spielbeginn gemeinsam nach Bekannten in anderen Lagern suchen, wo unsere Söhne dann unter Aufsicht stehen, indem regelmäßig abgefragt wird, wo unsere Söhne hingehen und an welchen Aktionen sie teilnehmen möchten und selbstverständlich ist für unsere Jugendlichen die räumliche Nähe zu Schlachtreihen tabu. Die Jugendlichen bewegen sich auf der Larp im Netzwerk der befreundeten Familien und Spieler sehr sicher. Durch die Bindung an eine Aufsichtsperson, wie dies in der neuen Vereinbarung zur Übertragung der Wahrnehmung der Aufsichtspflicht festgelegt wird, sind die aufsichtsführenden Personen entweder rund um die Uhr mit der Aufsicht rollenspielender Jugendlicher beschäftigt, oder die Jugendlichen haben nur noch die Möglichkeit, mitzulaufen.

Ich weiß nicht, welche Ereignisse aus der Vergangenheit zu den getroffenen Maßnahmen geführt haben. Die getroffenen Maßnahmen werden aber einen positiven statistischen Einfluss haben (Die Kennzahlen des KVP werden entsprechend definiert sein!). Sie werden aber auch die Spielqualität von Familien mit Jugendlichen stark reduzieren oder gar unmöglich machen und sinnvolle Maßnahmen der Integration von Jugendlichen in ein sicheres Spiel, wie wir es zum Beispiel praktizieren, erschweren.

In unserem Familienrat haben wir beraten, wie wir damit umgehen. Die Regeln ignorieren, und darauf hoffen nicht kontrolliert zu werden ist nicht unser Ding. Wir wünschen auch keine Ordner, die großzügig mal wegschauen. Zudem besteht das Risiko weiterer Ich-Botschaften von Philipp,… vielleicht schaut man auch an anderen Stellen auf einmal genauer hin??
Zu Kiddstown haben meine Jugendlichen keine Lust. Das Familienlager passt nicht zu unserem Spiel.
Wir glauben nicht, dass das Rad zurück gedreht wird und bewerten diese Maßnahme als negativen Schritt hin zur Kommerzialisierung der Regeln und weg von gemeinsamer Verantwortung. Die Ratio beherrscht Mythodea für uns bereits intime und outtime. Es ist besser für uns, jetzt andere Länder zu bereisen und wir hoffen, dass die Ratio uns nicht aus Mythodea hinterher reist. Schließlich wurde Sie ja hier erfunden und sollte deshalb auch hier bleiben.

Beziehe in deine Überlegungen AUCH die rechtliche Dimension AUßERHALB des Conquests mit ein.
Und da gibt es das JuSchG. Ja, darin steht, dass sich Kinder mit ihren Eltern unbegrenzt lange in einer Gastronomie aufhalten können - daher kann man es erstmal so stehen lassen, dass hier vielleicht überreagiert wurde. Anders sieht es "ohne" Begleitung aus, denn das ist - auch wenn ich bisher dachte, es sei bis 22 Uhr der Fall - bis 23 Uhr gestattet. Das kann aber in der "Öffentlichkeit" anders aussehen.

Ich denke, dem Conquestteam ist es lieber, verärgerte Eltern auf dem CoM zu haben, als einmal Ärger mit der Polizei oder dem Ordnungsamt. Es muss nicht an der Stadt angeschlagen sein, dass dies ein "Gastronomiebereich" ist, meines Erachtens - und ich bin erst 23 - sollte klar sein, dass sich Kinder dort eigentlich nach 22/23 Uhr nicht mehr allein aufzuhalten haben, egal, wie alt sie sind. Klar, als 17-jährige hätte mich das auch massiv gestört und ich hätte mich gegängelt gefühlt, aber mittlerweile sehe ich ein, dass sowas auch wegen der schieren Masse an Leuten (und auch wegen der Greifbarkeit von Personen) schon sein muss. Sonst hat man nämlich irgendwann, in einem schlechten Moment, dann mal Ärger mit den oben genannten staatlichen Institutionen. Und das kann böse enden.

Das die Lager-SL da nicht Bescheid drüber weiß, finde ich gar nicht sooo verwerflich und das Phillip etwas entscheidet, was die Lager-SL nicht weiß, finde ich sogar mehr als verständlich.

Ich finde es Schade, dass Sie dem Conquest derartig negativ gegenüber stehen, auf der anderen Seite ist es aber so, dass die Orga BESTIMMT gute Gründe dafür hat, so zu agieren, wie sie agiert.

Was das ganze allerdings mit finanziellen Dingen zu tun hat, ist mir ein wahres Rätsel.

Man hätte vielleicht in Ruhe nochmal darüber reden sollen, warum das Kind nicht in Begleitung eines Erwachsenen in der Stadt sein darf, aber direkt hier davon zu reden, die Orga wäre geldgeil, ist sicherlich nicht der richtige Weg.

Hallo Kalma von Kuolema,

mein Beitrag war lang! Obwohl Du versucht hast, sachlich zu antworten hast Du ein paar Dinge nicht richtig gelesen!

So hatte ich z.B. geschrieben, dass eben nicht als nicht den Eindruck hatte, einen geldgierigen Organisator vor mir zu haben. Von der SL habe ich gar nicht geschrieben, denn diese hat sich vorbildlich verhalten.

Mit 12 Jahren ist auch die Grenze zum Jugendlichen bereits überschritten. Selbstständiges Handeln erfährt in diesem Alter einen besonderen Stellenwert. Wie dies auf einer Larp mit der Sicherheit und der Aufsicht sinnvoll verbunden werden kann, habe ich dargelegt.

Natürlich kann ein Veranstalter das alles anders sehen und ich habe jedes Verständnis dafür, wenn ein Veranstalter das Haftungsrisiko minimieren möchte. Dann sollte dies aber im Vorfeld hinreichend kommuniziert werden, was hier eben nicht passiert ist.

Stadt und Gastronomiebereich ist eben in der Regel etwas Unterschiedliches. Das war hier eben ganz klar nicht ersichtlich. Und ganz zum Schluss,... wenn der Urlaub versaut ist, finde ich es eben schäbig, ein paar Euro als Schadensersatz überhaupt anzubieten.

Ich weiß nicht, ob du "Stadt" und "Gastronomie" so einfach trennen kannst, da eben in der Stadt in doch nicht unerheblichem Maße Getränke und Essen ausgeschenkt werden.
Dazu habe ich zwar von "Kind" geschrieben, die gesetzliche Regelung tritt aber nicht mi 12, sondern mit 16 ein. Ein unter 16-jähriger darf nur bis 22/23 Uhr in diesen Bereichen unterwegs sein.
Zudem steht in den AGBs drin - grad nachgelesen - dass Erziehungsberechtigte in der Stadt- und im Gastronomiebereich (womit wir die Frage geklärt hätten) immer greifbar sein müssen.
Es steht DEUTLICH in den wichtigen Bereichen - nämlich sowohl in den Conquests Facts, als auch im Formular für Minderjährige drin.
Ich kann auch immer noch verstehen, dass das Team da keine Ausnahme macht.
Kann sein, dass sich der 13-jährige A viel vernünftiger benimmt als der 18-jährige B aber irgendwo muss der Veranstalter eingreifen können.

In den letzten Jahren gab es immer mal wieder beschwerden über Minderjährige, die betrunken waren oder eben auch unter 14-jährige in der Schlacht. Und auch wenn davon einige vernünftig kämpfen, ist es ein Sicherheitsaspekt.
Gleiches gilt für die Frage nach Aufsichtspflicht.

Ich kann verstehen, dass das den Urlaub vermiest hat. Aber was hätte man denn sonst tun sollen? Eine Ausnahmeregelung? Die will dann plötzlich jeder für alles haben und schon hat man den Salat.

Sehe kein fehlerhaftes Verhalten.

Wir hatten das in den Facts schon gelesen, und waren auch traurig. Bis dahin waren unsere Kiddies supergut im Sand der Pearl aufgehoben.
Aber es ist nunmal so: das Conquest ist eine Veranstaltung für Erwachsene und wir können froh sein, unsere Kinder mitbringen zu dürfen.
Die Regeln sind nicht anders als in der "echten" Welt. Ich würde mein Kind nie allein auf einer Kirmes lassen. Zwar sind Larper oft bessere Menschen, aber eben auch nur das.
Es fragt sich, ob schon mal was passiert ist, aber solche Zahlen würde ich an Orga Stelle auch nicht freigiebig rausgeben. Und eigentlich soll eben nichts passieren.
Wir kommen wieder, obwohl unsere Kinder erst 8 sind, und wir noch viele Jahre auf sie aufpassen müssen.